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Technik-Fibel: Brandschutz

Hallo zusammen,

als Prototyp für den Input zur neuen Technik-Fibel und Basis für weitere Diskussionen hier mal mein Plan zum Brandschutz; bezieht sich erstmal nur auf das Sprit-System als mögliche Brandursache:

Vorbeugender Brandschutz:

  • Einen leckenden Gewebe-Spritschlauch hatte ich auch mal - erkannt dadurch, dass beim Wackeln am Schlauch bei laufendem Motor an einer Schelle auf einmal Sprit rauskam. Habe das Teil direkt durch einen modernen Schlauch ersetzt und mache einen entsprechenden Test jetzt regelmäßig.
  • Einen einfachen Kunststoff-Spritfilter habe ich auf der Druckseite montiert; war bei meinem Bus so, als ich ihn bekommen habe, und war in den letzten knapp 20 Jahren kein Problem. Der Filter ist mit Schellen gesichert, wobei es natürlich immer Abwägungssache ist, die Schellen stramm genug anzuziehen, aber auch nicht zu stramm, um den Schlauch und den Kunststoffstutzen nicht zu beschädigen. Generell (nach schmerzhafter Erfahrung eines Kollegen im Labor) ist zu empfehlen, die Schellen nicht mit einem Schlitz- oder Kreuzschlitz-Schraubendreher anzuziehen, sondern mit einem Sechskant-Schraubendreher - den rammt man sich nicht so einfach in die Hand... Die Position auf der Druckseite hat den Vorteil, dass der Filter bei jeder Motorkontrolle im Sichtbereich ist. Ob man ihn überhaupt braucht, ist bei der heutigen Spritqualität (sofern der Tank nicht dreckig ist) sicherlich eine zulässige Frage.

Brandeindämmungsmaßnahmen:

Ich habe einen mehrstufigen Plan, der darauf abzielt, Zeit zu gewinnen, bis die Feuerwehr kommt:

  1. Im Motorraum ist ein Lösch-Schlauch verbaut (Typ "PROTENG ENGINE", http://www.proteng.de/ )
  2. Ich habe zwei Bettlaken dabei, die im Fall eines Motorbrands in die Lufthutzen gesteckt werden, um den Kamineffekt zu vermeiden und das Feuer zu ersticken; wer (wie die meisten) keine Hutzen auf den seitlichen Lufteinlässen des Motorraums hat, kann alternativ Abdeckungen aus Magnetfolie verwenden.
  3. Ein großer Pulverlöscher ist auch an Bord, so versteckt, dass man ihn schnell greifen kann. Um den Löscher bei einem Motorbrand sinnvoll zum Einsatz zu bringen, würde ich mit einem geeigneten Werkzeug eine der Rückleuchten eindrücken und durch die so entstandene Öffnung löschen - jedenfalls nicht die Motorraumklappe öffnen, das würde durch die Sauerstoffzufuhr das Feuer nur noch weiter anfachen. Ich hatte auch schon mal überlegt, ein entsprechend großes Loch in die Karosserie zu schneiden und mit einem Aufkleber zu verdecken - bei Sportbooten ist es üblich, eine entsprechende Lösch-Öffnung am Motorraum zu haben. Noch besser als ein Pulverlöscher wäre vermutlich ein CO2-Löscher, macht jedenfalls nicht so viel Sauerei im Motorraum.
  4. Für den Fall, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, habe ich immer einige 1,5L-Flaschen Mineralwasser mit viel Kohlensäure dabei - Aufschrauben, Daumen drauf, Schütteln und dann durch die genannte Öffnung in den Motorraum spritzen. Sollte auf jeden Fall kühlen und vielleicht auch löschen.

Anmerkungen / Ergänzungsvorschläge?

Viele Grüße,

Volker

Edit: Ergänzungen aus der WhatsApp-Gruppe

  • Ein CO2-Löscher ist gegenüber einem Pulverlöscher jedenfalls vorzuziehen, da er deutlich weniger Kollateralschaden verursacht.
  • Wenn man einen Spritfilter in der Benzinleitung haben will, sollte man diesen besser auf der Saugseite der Benzinpumpe anbringen als auf der Druckseite - falls das Gehäuse (meist aus Kunststoff) bricht oder ein Schlauch abrutscht, fördert dann die Benzinpumpe nicht weiter Sprit in den Motorraum. Ein mögliches Gegenargument wäre, dass der Filter auf der Druckseite gut im Blickfeld liegt und man sich anbahnende Probleme so evtl. eher erkennt.
  • Regelmäßig überprüfen sollte man auch die Schlauchanschluss-Stutzen an Vergaser und Benzinpumpe - diese sind nur eingepresst und können sich loswackeln.
  • Ein Vorschlag war noch, zur Unterbrechung des Sprit-Nachschubs im Falle eines Brandes einen Benzinhahn analog zu den frühen Bussen (fernbedienbar per Bowdenzug vom Fahrersitz aus) nachzurüsten, wäre ggf. aber einiger Bastelaufwand.
  • Gegen Kabelbrände kann ein Masseschalter hilfreich sein, mit dem man den Bus komplett stromlos schalten kann. Ist außerdem auch eine (rudimentäre) Diebstahlsicherung.
  • Ein weiterer wichtiger Hinweis kam zum Verhalten beim Tanken insbesondere an heißen Tagen: Das kalte Benzin aus dem Bodentank der Tankstelle dehnt sich aus und kann dazu führen, dass der Sprit überläuft und in Kontakt mit heißen Teilen gerät, also besser nicht volltanken! Verschärft werden kann die Situation, wenn der Bus nach dem Tanken schräg stehend abgestellt wird, die bauliche Überhöhung typischer Fahrbahnen reicht nach eigener Erfahrung schon aus. Rechnerisch sieht das so aus: Benzin hat einen Ausdehnungskoeffizienten von 0,00121 pro Kelvin; bei einem getankten Volumen von 40 L mit einer angenommenen Bodentank-Temperatur von 10 °C und einer Außentemperatur von 30 °C ergibt sich eine Ausdehnung von 2,4 %, man gewinnt also einen knappen Liter dazu - besser nicht volltanken!

Hinsichtlich der Abdeckungen aus Magnetfolie für die seitlichen Lufteinlässe werde ich demnächst mal Prototypen anfertigen und durchkalkulieren, sollten günstig zu bekommen sein. Ggf. werden wir sie dann in den Bullikartei-Shop aufnehmen.

Hallo Volker,

nach leidiger Erfahrung vor einigen Jahren kann ich dir aus der Praxis folgendes berichten:

Damals ist das Messingröhrchen auf das der Spritschlauch von der Benzinpumpe am Vergaser gesteckt wird aus seiner Fassung gerutscht. Sprit also volle Kanone (weil der Motor ja noch mit dem restlichen Sprit im Vergaser lief) über den heißen noch laufenden Motor gespritzt.

Erster Gedanke: irgend ein Bauer verbrennt hier alte Reifen (Zündkabel brannten sofort mit; der Geruch brachte die Assoziation), zweiter Gedanke: schwarzer Qualm aus der Lüftung und den Lufthutzen - kein Bauer sondern mein Bulli verbrennt!

Sofort angehalten, kurze Schockstarre mit genau der Überlegung: wenn ich die Klappe öffne, dann wirds nur schlimmer. Aber was war die Alternative?! Warten bis die Feuerwehr kommt und der Bulli lichterloh brennt?! Nein. Also Klappe auf - den noch recht kleinen Brandt (Zündkabel und Spritleitung bis Benzinpumpe) taxiert und mit irgendwelchen Tüchern und dem Wasser eines hinter mir angehalten Fahrers alles erstickt/gelöscht.D

Daraus gelernt: ich kontrolliere jedes Mal vor Fahrtantritt, ob der Feuerlöscher da ist wo ich ihn immer habe (hinter dem Fahrersitz). Der war damals nämlich nicht dort, weil der Bulli bei einem Aufbereitet war und der alles in einen Karton gepackt hatte, der im Fahrgastraum stand...

Ein Feuerlöschschlauch werde ich wohl auch kaufen. Bei Öltemperaturen im Hochsommer von auch schon Mal jenseits von 120°C im Extremfall, bin ich gespannt was passiert.

Statt Baumwolltüchern würde ich ggf. Löschdecken nehmen?!

Am Ende würde ich die Motorklappe immer (langsam und erstmal nur einen kleinen Spalt weit) öffnen und versuchen zu löschen (Blind einfach reinhalten könnte im wahrsten Sinne des Wortes daneben gehen), bevor ich daneben stehe und nix mache. Dabei gehe ich davon aus, dass der Brand schnell bemerkt wird. Zudem ist da ja "nur" das Benzin im Tank  😳  und eine Handvoll Kabel, die im ersten Moment brennen bevor es auf die Innenausstattung übergreift.

Viele Grüße

Christoph

vmichele und 59California haben auf diesen Beitrag reagiert.
vmichele59California

Ergänzungen aus der WhatsApp-Technikgruppe siehe oben.

Moin,

ich habe jetzt mal Prototypen für die Abdeckungen der seitlichen Lufteinlässe aus Magnetfolie angefertigt, zur Vermeidung des Kamineffekts bei einem eventuellen Brand im Motorraum. Mit Franks Hochzeitsbulli habe ich auch ein geeignetes Fotomodell gefunden, danke dafür!

Bei Beschaffung größerer Stückzahlen könnte ein Satz Abdeckungen (2 Stück) 4 Euro kosten. Bitte signalisiert mir doch mal durch ein "Like", ob Ihr interessiert wärt - dann würde ich über den Winter mal eine Serie für den BK-Shop anfertigen und diese beim nächsten Himmelfahrtstreffen zum Verkauf anbieten.

Viele Grüße,

Volker

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Ulpl, Werner Lüken und Klaus haben auf diesen Beitrag reagiert.
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